Häufig gestellte Fragen

In der aktuellen Diskussion müssen zahlreiche Themen immer wieder sachlich aufgeklärt werden. Anhand der häufig gestellten Fragen wollen wir zu einer sachlichen Diskussion beitragen:

Jeder möchte in Wohlstand leben und produziert Müll. Aber bei sich verbrennen will ihn niemand. Wo sollen wir denn mit unserem Müll hin? Es ist doch besser, diesen sauber und kontrolliert bei uns zu verbrennen. Sonst wird er in Afrika ohne Filter verbrannt, oder landet sogar im Meer.

Fakt ist:

  • Müllentsorgung im Kreis Sigmaringen ist gelöst. Nichts landet in Afrika oder im Meer.
  • Müllaufkommen ist rückläufig
  • Verbrennungsanlagen werden in den kommenden Jahren stillgelegt (Bundesumweltamt)

 

  1. Der Kreis Sigmaringen hat seine Hausaufgaben gemacht. Wir haben beim Landratsamt Sigmaringen nachgefragt. Die Sammlung und Entsorgung unseres Siedlungsmülls, (Restmüll, Sperrmüll und gelbe Säcke), also alles was die Bürger produzieren, liegt in der Verantwortung der öffentlichen Hand. Diese Abfälle werden ordentlich recycelt, verwertet oder verbrannt. Der Kreis ist an der Müllverbrennungsanlage in Ulm beteiligt. Wir bezahlen diese Anlage zum Teil mit unseren Müllgebühren. Wir haben auch dort nachgefragt. Man war viele Jahre unterausgelastet, im Moment ist man gerade ausgelastet. Ein Problem besteht aber nicht. Die gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte werden seit Jahren verlässlich eingehalten. Ersatzbrennstoffe, wie sie nach Meßkirch kommen sollen, verbrennt man dort nicht, da man sonst die Grenzwerte nicht einhalten kann. Wir haben also kein Müllproblem und brauchen daher kein schlechtes Gewissen zu haben. Unser Müll wird auch nach einer Inbetriebnahme einer EBS-Verbrennungsanlage in Meßkirch weiterhin nach Ulm gehen.
  2. Das Müllaufkommen ist deutschlandweit rückläufig. In einer Studie des Umweltbundesamts wurde eine amtliche Schätzung veröffentlicht, die einen Rückgang bei allen Müllkategorien prognostiziert, also auch bei EBS-Müll. Die Müllverbrennungsanlagen waren laut dieser Studie in den Jahren 2012 bis 2016 deutlich unterausgelastet. Energieerzeugung aus Abfällen Stand und Potenziale in Deutschland bis 2030 (umweltbundesamt.de) Laut dem Abfallbericht des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg (Abfallbilanz 2021 - Ressourcen aus unserer kommunalen Kreislaufwirtschaft (baden-wuerttemberg.de)) bleibt das Abfallaufkommen in Baden-Württemberg in etwa gleich hoch. Es nimmt also nicht weiter zu. In diesem Bericht werden die EBS-Abfälle, die im Jahr 2021 im Landkreis Sigmaringen gewonnen wurden, mit 367 Tonnen angegeben. Im Vergleich zu den in Meßkirch zur Verbrennung vorgesehenen 90.000 Tonnen ist das eine sehr kleine Menge. 
  3. Die EBS-Abfälle (Ersatzbrennstoffe) stammen überwiegend aus Industriemüll. Diese werden in eigens dafür ausgelegten Anlagen, meistens Heizkraftwerke oder Zementwerke, verbrannt. In Deutschland gibt es bereits viele solcher Anlagen und auch in Baden-Württemberg. Das nächste liegt in Dotternhausen bei Balingen. Auch diese sind deutschlandweit nicht ausgelastet (siehe o.g. Studie des Umweltbundesamts). Als Prognose bis zum Jahr 2030 heißt es in dieser Studie im Bezug zur Energieerzeugung aus Abfällen: „Der Abgleich ergibt ein Überangebot von Anlagenkapazitäten in der Größenordnung von 1,8 Mio. Mg/a (=1,8 Mio Tonnen pro Jahr). Ob die freien Behandlungskapazitäten durch Mengen aus dem Ausland aufgefüllt oder aber Anlagen außer Betrieb genommen werden, ist aus heutiger Perspektive nicht vorherzusagen." Diese Schätzung basiert auf den vorhandenen Verbrennungskapazitäten. Durch den Bau zusätzlicher Anlagen müsste sich die Unterauslastung noch deutlich verstärken. 

 

Wo soll die Firma Schneider denn sonst ihre Energie herbekommen?

Fakt ist:

  • Es wäre ein Kraftwerk wie in Eberhardzell aus eigenen Holzabfällen möglich
  • Bei Bedarf sollte Erdgas dazu kommen
  • Erdgas gilt laut Bundesregierung als Brückentechnologie bis erneuerbare Energien kommen
  • Erdgas ist wenig klimaschädlich
  • Die aktuelle Erdgasversorgungslücke wird in 3 bis 5 Jahren geschlossen sein

 

  1. Nach dem Vorbild ihres Stammwerks in Eberhardzell sollte die Fa. Schneider möglichst viel von ihren eigenen Holzabfällen für die Energieerzeugung nutzen. Für die Fehlmenge und für die Erzeugung der höheren Dampftemperaturen ist Erdgas aktuell die beste Empfehlung. Das entspricht einer Empfehlung der Bundesregierung an die Industrie. In einer Studie des Wuppertal Instituts (Erdgas: Die Brücke ins regenerative Zeitalter - Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (wupperinst.org)) heißt es: „Erdgas ist derjenige fossile Energieträger, der in idealer Weise in einer Übergangszeit bis zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien eine Brückenfunktion einnehmen kann“. 
  2. Bei der Energieerzeugung aus Müll entsteht ca. 677 kg CO2/MWh, also ähnlich viel wie bei Öl (758). Gas ist mit 514 kg/MWh am besten als Brückentechnologie geeignet. (Quelle: Müllverbrennung in Deutschland: Entsorgung mit Risiken? | Wissen & Umwelt | DW | 28.10.2019)
  3. Die Bundesregierung (schwarz-rot) hat sich im sog. EU-Green Deal zu einer Reduktion des klimaschädlichen CO2 von 55% verpflichtet, und zwar bis 2035 (also bereits in 13 Jahren) (Mehr Klimaschutz: klimaneutrale EU bis 2050 (bundesregierung.de)). Weitere 10 Jahre später gilt das Ziel der absoluten Klimaneutralität. Kohlekraftwerke werden daher bereits jetzt abgeschaltet. Die Reaktivierung bestehender Kraftwerke aufgrund des Krieges ist nur als vorübergehend geplant. Daher macht es keinen Sinn, jetzt noch neue Kraftwerke mit hohem CO2-Ausstoß zu bauen. Der BUND sagt dazu: „In den beginnenden 2020er-Jahren neue Müllverbrennungsanlagen zu bauen, bedeutet eine große volkswirtschaftliche Verschwendung – man denke nur an die milliardenschweren Entschädigungen, die die Energiekonzerne im Zuge von Atom- und Kohleausstieg den Steuerzahler*innen abgetrotzt haben.“ Zur Herstellung der in den EBS enthaltenen Stoffe wurde mehr Energie verbraucht, als bei der Verbrennung gewonnen werden kann (am Beispiel Papier beträgt die Rückgewinnung sogar nur ein Drittel). Das bedeutet, dass der mit Abstand längere Hebel zum Erreichen der Klimaziele beim Einsparen oder Recycling von Plastik und anderen Abfallstoffen liegt.
  4. Wegen dem russischen Krieg haben wir beim Gas zwar augenblicklich ein Versorgungsproblem. Weltweit gibt es aber genug Gas, um die durch den Wegfall des russischen Gases entstandene Lücke zu füllen. Dafür werden im Moment schon die notwendigen Schiffe und Terminals gebaut. Damit kann dieses Gas als Flüssiggas (LNG) nach Europa gebracht werden. Das Gasproblem wird in wenigen Jahren (3 bis 5) gelöst sein. Vorher wird die Fa. Schneider ihre zusätzliche Energie vermutlich noch nicht brauchen.

 

Die Schadstoffbelastung ist doch gering, da die modernsten Filter eingesetzt werden und der Staat sehr eng gefasste Grenzwerte vorschreibt. Warum sollten wir Angst um unsere Gesundheit haben?

Fakt ist:

  • keine medizinische oder wissenschaftliche Erkenntnis vorhanden, welche Grenzwerte nicht gesundheitsbedenklich sind
  • Dioxine und Furane sind krebserregend und nicht komplett filterbar. Sie reichern sich in den Böden an und werden mit der Nahrung aufgenommen und mit dem Feinstaub eingeatmet.
  • Feinstaub führt nachweislich zu vorzeitigen Todesfällen (s. Stuttgart)
  • Feinste Staub- und Rußpartikel im Nanobereich können selbst durch die besten verfügbaren Filter nicht zurückgehalten werden.

 

  1. Es gibt leider keine absolute Gewissheit darüber, ob und wieweit es riskant für Menschen ist, in der Nähe einer Müllverbrennungsanlage zu leben. Weder die Medizin noch andere Wissenschaften geben eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob es für diese Menschen gesundheitliche Risiken gibt. Das gilt auch dann, wenn die gesetzlich festgesetzten Grenzwerte eingehalten werden. Der Gesetzgeber orientiert sich bei der Festlegung der Grenzen einfach an den sogenannten „besten verfügbaren Techniken“ (Die neue TA Luft 2021 | VDI). Mit anderen Worten heißt das, bei der Festlegung der Grenzwerte wird nur danach geschaut, was die besten Filter leisten können. Für die Menschen wäre aber die Frage wichtiger, ob diese Grenzen tatsächlich ausreichend sind, um niemanden gesundheitlich zu schaden.
  2. Bei der Verbrennung von Plastik entstehen unkontrolliert giftige Stoffe (die übrigens vor der Verbrennung im Plastik gar nicht vorhanden waren). Darunter sind viele Stoffe, die in unbestrittener Weise hochgiftig sind und als sehr stark krebserregend eingestuft werden. Dazu gehören die Dioxine und Furane (Dioxine erlangten bei einer Umweltverseuchung im italienischen Seveso eine weltweite Berühmtheit). Einige dieser Stoffe gelten als sehr stabil und bauen sich in der Umwelt erst nach vielen Jahren wieder ab. Diese Stoffe zerfallen zwar im Brennraum bei sehr hohen Temperaturen, aber leider nicht alle. Die restlichen Mengen werden in einer nachgelagerten Rauchgasreinigung herausgefiltert bzw. herausgewaschen. Leider haben diese Giftstoffe allerdings die Eigenschaft, dass sie sehr fest an den Ruß- und Staubpartikel haften und sich in deren Poren einlagern. So können sie nicht mehr leicht zurückgehalten oder herausgewaschen werden. Außerdem können sie so auch nicht einfach durch Messsensoren erfasst werden. (2008 Rosin Toxikologie Muellverbrennung chronische Vergiftung.pdf (umweltgewerkschaft.org)). Die Messwerte der Permanentüberwachung sind somit nicht in vollem Umfang aussagefähig.
  3. Die Staubpartikel werden zwar durch sehr feine Filter herausgefiltert. Allerdings können auch moderne, leistungsfähige Filter kleine Partikel nicht mehr sicher zurückhalten, die kleiner als 1 Mikrometer sind (Nanopartikel). Gerade diese gelangen aber beim Menschen sehr einfach in die Lunge und somit ins Blut und nehmen ihre Giftfracht mit in die Organe. „Partikel unter 0,1 Mikrometer können sogar auch die Blut-Hirnschranke überwinden.“ (Zitat von H. Prof. Dr. Christian Jooss, Universität Göttingen).
  4. Der Zusammenhang zwischen einer hohen Luftverschmutzung und vorzeitigen Todesfällen ist erst in jüngster Zeit (2019) erkannt und durch Studien nachgewiesen worden. Diese sollen in Deutschland bei jährlich 13.000 Fällen liegen (Studie zu Todesfällen durch Verkehrsabgase: Stuttgart eine der Städte mit der höchsten Sterberate - Stuttgart - Stuttgarter Zeitung (stuttgarter-zeitung.de)). Zunächst standen hier die Abgase von Verbrennungsmotoren im Verdacht und der Ruf nach Fahrverboten wurde laut. Besonders im Fokus standen Dieselautos. Diese Fahrverbote wurden Hals über Kopf in vielen Städten gerichtlich durchgesetzt. Nachdem aber während den Corona-Lockdowns der Straßenverkehr weitgehend zum Erliegen gekommen war und die Feinstaubwerte dennoch nicht in nennenswertem Maße zurückgingen, kommt nun immer mehr der Verdacht auf, dass die Industrieabgase eine große Rolle spielen müssen. Die Vermutung liegt nahe, dass es in Stuttgart einen Zusammenhang zwischen dem Betrieb einer der größten Müllverbrennungsanlagen des Landes gibt und den deutschlandweit am höchsten gemessenen Feinstaubwerten. Die Nachweise über diesen Zusammenhang stehen allerdings noch aus.

 

Es entstehen 500 Arbeitsplätze. Diese brauchen wir doch.

Fakt ist:

  • Die Fa. Schneider spricht tatsächlich von 400 bis 500 Arbeitsplätzen
  • Für das Heizkraftwerk sind 20 im Gespräch
  • Auch das alternative Kraftwerk benötigt Personal
  • Wir verlieren durch den Entfall der Müllverbrennung also so gut wie keine Arbeitsplätze

 

  1. Die Fa. Schneider redet tatsächlich über 400 bis 500 Arbeitsplätze in Meßkirch. Diese setzen sich zusammen aus dem ersten Werk, welches bereits gebaut ist und im Moment gerade in Betrieb genommen wird und dem zweiten Bauabschnitt, welcher derzeit geplant ist. Für das erste Werk wurde bereits eine Heizanlage gebaut, welche mit eigenen Holzabfällen betrieben wird. Im zweiten Bauabschnitt soll eine Dämmplattenfabrik entstehen. Für diese soll nun die Müllverbrennung als Energiequelle dienen. Dieses zweite Heizkraftwerk soll aber nur 20 Arbeitsplätze schaffen. Sollte die Müllverbrennung abgelehnt werden, wird die Fa. Schneider, wie wir gehört haben, die Dämmplattenfabrik trotzdem bauen. Das heißt, wir verlieren zunächst nur 20 Arbeitsplätze.
  2. Die alternative Heizkraftwerk, welches z.B. ähnlich wie in Eberhardzell hauptsächlich Holz verbrennen würde, benötigt ebenfalls Arbeitskräfte. Wir wissen nur noch nicht wie viele. Das heißt, wir verlieren nicht einmal 20 Arbeitsstellen. Wir vermuten, dass wir gar keine verlieren werden.

 

Es entsteht ein Nahwärmenetz. Ist doch super bei den aktuellen Energiepreisen.

Fakt ist:

  • Es ist mehr als fraglich, ob dieses Nahwärmenetz jemals gebaut wird
  • Weiter ist es fraglich, ob sich die hohen Investitionen dafür jemals lohnen würden.
  1. Es ist noch nicht klar, wieviel Wärme überhaupt übrigbleiben wird. Die Fa. Schneider benötigt vermutlich den allergrößten Teil für sich selbst.
  2. Dieses Nahwärmenetz existiert noch nicht und der Bau wäre mit sehr hohen Kosten verbunden.
  3. Die aktuellen Energiekosten sind vermutlich vorübergehend und werden wieder sinken. Sobald genügend erneuerbare Energie vorhanden sein wird, welche einfach über das vorhandene Stromnetz und Gasnetz transportiert werden kann, wird sich dieses Nahwärmenetz vielleicht nicht mehr lohnen. Man kann davon ausgehen, dass Energieerzeugung aus Abfällen in Zukunft der CO2-Bepreisung unterworfen werden wird. Dieses wird in Berlin bereits beredet. Dann lohnt sich der Bau des Fernwärmenetzes für die Bürger noch weniger.

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